Carolin Thummes - Blickkontakt

Manche Angewohnheiten gehen verloren im Zeitalter der digitalen Prostitution, in Zeiten von facebook, Twitter und Co. Ein Verlorengegangenes ist der „Blickkontakt“. Das unaufhörliche Berühren des Touchscreens erlaubt es in der eigenen Welt zu verharren, sich ungehemmt der Kommunikation über Datenstrom hinzugeben und sich ein „selfie“, sogenanntes „Selbstportrait“ zuzulegen. Aber was ist das Selbst hinter dem „selfie“, was fühlen die vielen „selfies“ in ihrem realen, nicht digitalen Alltag? Was wäre, wenn das Netz plötzlich zusammenbräche, das Display in der Hand schwarz würde, das Touchscreen abstürzt, Menschen könnten nicht mehr auf ihre „selfies“ zugreifen. Sie wären nur noch präsent als Mensch. Gegenüber, vis-á-vis von mir wären Menschen. Diese Wesen müssten sich bemerken, ihre Mimik spielen lassen, Worte, ganze Sätze in ihren Köpfen formulieren. Thummes zeigt die Simplifizierung und Schablonisierung der Sprache auf, sie macht den direkten Kontakt zwischen den Menschen wieder bewusst anhand einer expressiven Portraitserie. Die Bilder sind die Konfrontation mit einer jungen Frau; ihr offener Blick ist eine sinnliche Einladung, ihre Augen treffen den Besucher von allen Seiten des Raumes, den Rauch ihrer Zigarette kann man riechen, ihre lackierten Fingernägel spüren, ihre Weiblichkeit fühlen - Lasziv, betörend, eindringlich. Analog aufgenommen in den 90ern, chemisch entwickelt, die Ränder des Negativs und das Korn sind sichtbar. Hinter Glas stehen die Wortschöpfungen, die „Displaysprache“, der alltägliche Niedergang der Sprache. Das Wort „Blickkontakt“ wird zerrissen, sinnvoll, sinnlos, drapiert, die Vereinfachung der digitalen Kommunikation führt ins Absurde. Die 12 Buchstaben des Blickkontakts werden in poetischer Form zu einem Märchen. Thummes Personifikation des Blickkontaktes ist ein Statement, weiblich, selbstbewusst, eine Aufforderung an den Besucher, ein Spannungsfeld zwischen der Portraitierten und dem Betrachter öffnet sich. „Schutzlos“ sagt die Künstlerin seien die Bilder, „pur“. Auf Glas oder Rahmung wurde bewusst verzichtet.

Blickkontakt

Galerie Lukas Feichtner, Wien

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Galerie Lukas Feichtner, Wien

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Galerie Lukas Feichtner, Wien
Lesung von Maria Happel und Dirk Nocker

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Galerie Lukas Feichtner, Wien
Lesung von Maria Happel und Dirk Nocker

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Galerie Lukas Feichtner, Wien

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Impressum / Kontakt:
Impressum

© 2021 Carolin Thummes


Carolin Thummes - Blickkontakt

Manche Angewohnheiten gehen verloren im Zeitalter der digitalen Prostitution, in Zeiten von facebook, Twitter und Co. Ein Verlorengegangenes ist der „Blickkontakt“. Das unaufhörliche Berühren des Touchscreens erlaubt es in der eigenen Welt zu verharren, sich ungehemmt der Kommunikation über Datenstrom hinzugeben und sich ein „selfie“, sogenanntes „Selbstportrait“ zuzulegen. Aber was ist das Selbst hinter dem „selfie“, was fühlen die vielen „selfies“ in ihrem realen, nicht digitalen Alltag? Was wäre, wenn das Netz plötzlich zusammenbräche, das Display in der Hand schwarz würde, das Touchscreen abstürzt, Menschen könnten nicht mehr auf ihre „selfies“ zugreifen. Sie wären nur noch präsent als Mensch. Gegenüber, vis-á-vis von mir wären Menschen. Diese Wesen müssten sich bemerken, ihre Mimik spielen lassen, Worte, ganze Sätze in ihren Köpfen formulieren. Thummes zeigt die Simplifizierung und Schablonisierung der Sprache auf, sie macht den direkten Kontakt zwischen den Menschen wieder bewusst anhand einer expressiven Portraitserie. Die Bilder sind die Konfrontation mit einer jungen Frau; ihr offener Blick ist eine sinnliche Einladung, ihre Augen treffen den Besucher von allen Seiten des Raumes, den Rauch ihrer Zigarette kann man riechen, ihre lackierten Fingernägel spüren, ihre Weiblichkeit fühlen - Lasziv, betörend, eindringlich. Analog aufgenommen in den 90ern, chemisch entwickelt, die Ränder des Negativs und das Korn sind sichtbar. Hinter Glas stehen die Wortschöpfungen, die „Displaysprache“, der alltägliche Niedergang der Sprache. Das Wort „Blickkontakt“ wird zerrissen, sinnvoll, sinnlos, drapiert, die Vereinfachung der digitalen Kommunikation führt ins Absurde. Die 12 Buchstaben des Blickkontakts werden in poetischer Form zu einem Märchen. Thummes Personifikation des Blickkontaktes ist ein Statement, weiblich, selbstbewusst, eine Aufforderung an den Besucher, ein Spannungsfeld zwischen der Portraitierten und dem Betrachter öffnet sich. „Schutzlos“ sagt die Künstlerin seien die Bilder, „pur“. Auf Glas oder Rahmung wurde bewusst verzichtet.

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Galerie Lukas Feichtner, Wien

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Lesung von Maria Happel und Dirk Nocker

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Lesung von Maria Happel und Dirk Nocker

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Galerie Lukas Feichtner, Wien

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Manche Angewohnheiten gehen verloren im Zeitalter der digitalen Prostitution, in Zeiten von facebook, Twitter und Co. Ein Verlorengegangenes ist der „Blickkontakt“. Das unaufhörliche Berühren des Touchscreens erlaubt es in der eigenen Welt zu verharren, sich ungehemmt der Kommunikation über Datenstrom hinzugeben und sich ein „selfie“, sogenanntes „Selbstportrait“ zuzulegen. Aber was ist das Selbst hinter dem „selfie“, was fühlen die vielen „selfies“ in ihrem realen, nicht digitalen Alltag? Was wäre, wenn das Netz plötzlich zusammenbräche, das Display in der Hand schwarz würde, das Touchscreen abstürzt, Menschen könnten nicht mehr auf ihre „selfies“ zugreifen. Sie wären nur noch präsent als Mensch. Gegenüber, vis-á-vis von mir wären Menschen. Diese Wesen müssten sich bemerken, ihre Mimik spielen lassen, Worte, ganze Sätze in ihren Köpfen formulieren. Thummes zeigt die Simplifizierung und Schablonisierung der Sprache auf, sie macht den direkten Kontakt zwischen den Menschen wieder bewusst anhand einer expressiven Portraitserie. Die Bilder sind die Konfrontation mit einer jungen Frau; ihr offener Blick ist eine sinnliche Einladung, ihre Augen treffen den Besucher von allen Seiten des Raumes, den Rauch ihrer Zigarette kann man riechen, ihre lackierten Fingernägel spüren, ihre Weiblichkeit fühlen - Lasziv, betörend, eindringlich. Analog aufgenommen in den 90ern, chemisch entwickelt, die Ränder des Negativs und das Korn sind sichtbar. Hinter Glas stehen die Wortschöpfungen, die „Displaysprache“, der alltägliche Niedergang der Sprache. Das Wort „Blickkontakt“ wird zerrissen, sinnvoll, sinnlos, drapiert, die Vereinfachung der digitalen Kommunikation führt ins Absurde. Die 12 Buchstaben des Blickkontakts werden in poetischer Form zu einem Märchen. Thummes Personifikation des Blickkontaktes ist ein Statement, weiblich, selbstbewusst, eine Aufforderung an den Besucher, ein Spannungsfeld zwischen der Portraitierten und dem Betrachter öffnet sich. „Schutzlos“ sagt die Künstlerin seien die Bilder, „pur“. Auf Glas oder Rahmung wurde bewusst verzichtet.

Blickkontakt Galerie Lukas Feichtner, Wien

Blickkontakt Galerie Lukas Feichtner, Wien

Blickkontakt Lesung von Maria Happel und Dirk Nocker (Galerie Lukas Feichtner, Wien)

Blickkontakt Lesung von Maria Happel und Dirk Nocker (Galerie Lukas Feichtner, Wien)

Blickkontakt Galerie Lukas Feichtner, Wien

Blickkontakt Galerie Lukas Feichtner, Wien

Blickkontakt Galerie Lukas Feichtner, Wien

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© 2021 Carolin Thummes